Semesterferien 2
12 - Sophie, Jennifer @ Frauen-Dusche
Jennifer schloss die Tür hinter sich und atmete tief durch. Diese Ruhe fühlte sich gut an und half über das ewige Geplapper ihrer Zimmergenossinnen hinweg. Wie sollte sie das die nächsten Tage nur aushalten?
Als die Studentin auf der Treppe eine Etage nach unten gegangen war, hörte sie eine Tür klappen, doch der Flur war verwaist. Offensichtlich war einer der jungen Männer noch spät unterwegs gewesen und jetzt ins Zimmer zurückgekehrt.
Schon eine Etage tiefer war nichts mehr zu hören und auch im Kellerflur war nicht eine Menschenseele zu finden. All das trug weiter zu Jennifers entspannter Ruhe bei. Gleichzeitig war es erst recht ein Grund, nach Sophie zu schauen.
›War ja klar, dass die anderen schon schlafen sind‹, stellte Jennifer fest. ›Warum sollte deren Abend auch besser sein?‹
In der Frauendusche angekommen, fand sie ihre Freundin auf der Bank in der Mitte des Raumes. Splitternackt. Sophie atmete flach und sah zu Boden.
»Alles okay bei dir?«, wollte Jennifer wissen.
»Wie bitte? Oh, du bist’s.« Sophie schaute ihre Freundin an und es war eindeutig, dass sie in Gedanken gerade wo ganz anders gewesen war.
»Ja, ich bin’s. Und noch mal: alles okay bei dir?«
»Alles gut«, gab Sophie zurück. »Ich bin nur etwas geschafft vom Tag.«
»Und da hast du dich entschieden, hier nackt rumzusitzen, anstatt ins Bett zu gehen?«
»Da oben wirkte es vorhin nicht allzu entspannend«, gab Sophie zu bedenken.
»Das hat sich auch nicht geändert«, meinte Jennifer und rollte mit den Augen, während sie sich auf der Bank neben Sophie niederließ. »Die diskutieren seit einer Ewigkeit, was sie morgen machen wollen, während Hannah an ihrem Handy klebt?«
»Ben?«
»Ben.«
»Na ja, zumindest hat sie jemanden, dem sie wichtig ist.«
»Hast du doch auch«, stellte Jennifer klar und legte ihren Arm um Sophie.
»Ich weiß. Was ich nur nicht verstehe, ist, wieso Hannah mit Antonia befreundet ist.«
»Keine Ahnung. Ständig diese abfälligen Bemerkungen.«
»Genau. Keine Frau kann was für ihren Körper und wenn es nun mal ein etwas kleinerer Busen ist, dann ist das halt so.«
»Du hast ja auch gut reden«, meinte Jennifer und warf einen Blick auf Sophies üppige Oberweite.
»Du kannst dich auch nicht beschweren«, gab ihre Freundin zurück, während sie sich erhob und Richtung Dusche ging. »Aber ich bleibe dabei, es ist nun mal, wie es ist.«
»Klar«, stimmte Jennifer zu. »Bleibt immer noch die Frage, warum Hannah das mit sich machen lässt.«
»Vermutlich hat sie sich entschieden, nicht in Antonias Weg zu stehen«, dachte Sophie laut nach, während sie das Wasser anstellte. »Und bei den anderen beiden wird es ähnlich sein.«
»Aufgrund ihres tollen Charakters wird es sicher nicht sein«, stellte Jennifer fest und erzählte Sophie die Anekdote, wie Antonia bei dem angedachten Vorgehen gegen die Nacktfotos nur an sich gedacht hatte.
»Mal wieder typisch«, meinte Sophie und drehte sich in der Dusche um.
»Was ist denn mit deinem Po passiert?«, wollte Jennifer wissen. »Der ist ja ganz rot.«
»Oh, ähm …«, stotterte Sophie. »Ich bin vorhin ausgerutscht und hingefallen.«
»Okay«, gab Jennifer mit einer hochgezogenen Augenbraue von sich. »Dann bleibe ich wohl besser hier, bis du fertig bist, damit das nicht noch mal passiert.«
»Ich hätte nichts dagegen, wenn es noch mal passiert«, murmelte Sophie leise.
»Wie bitte?«
»Ach nichts.«
Sophie rieb sich mit Duschbad ein und spülte es anschließend wieder ab. Als sie fertig war, trat die Studentin aus der Kabine und ließ sich von ihrer Freundin das bereitliegende Handtuch reichen. Beim Abtrocknen des Gesichts stoppte sie kurz und dachte über die vergangene Stunde nach. Die Erlebnisse mit Moritz hatten sie ziemlich durcheinandergebracht. Hatte diese Liaison eine Zukunft?
»Zeit, ins Bett zu gehen«, stellte Jennifer fest, als Sophie endlich wieder angezogen war. »Und pass auf, dass du dich nicht wieder auf den Hosenboden setzt.«
»Du bist ja jetzt da, um auf mich aufzupassen«, stellte Sophie grinsend fest.
Gemeinsam liefen die Freundinnen durch die totenstille Jugendherberge zu ihrem Zimmer. Dort waren sie froh, dass sich die anderen vier bereits schlafen gelegt hatten und es zumindest an diesem Abend keinen weiteren Streit geben würde. Stattdessen legten sie sich ebenfalls in ihr Doppelstockbett und gönnten sich eine Mütze Schlaf.